Mit den Fortschritten in der Medizin und der Diskussion über die Mittelknappheit im Gesundheitswesen werden die Fragen nach der Wirksamkeit von Gesundheitsleistungen und dem effizienten Einsatz der Mittel wichtiger denn je. Bei der Bewertung von Gesundheitsleistungen geht es nicht nur um die Frage, ob eine neue Analyse, eine neue chirurgische Technik oder ein neues Medikament wirksam ist, sondern darum, wie hoch der Mehrnutzen und die Kosten im Vergleich zu bisherigen Interventionen sind.
Diese systematische Bewertung medizinischer Verfahren und Technologien wird mit dem Begriff Health Technology Assessment (HTA) bezeichnet. Ziel dieser Nutzenbewertung muss es sein, das Gesundheitswesen für Innovationen offen zu halten, um die Qualität der Versorgung und die Behandlungsergebnisse zu verbessern.
Kein Rationierungsinstrument
Weltweit sind grosse Anstrengungen zu beobachten, Prävention, Diagnostik, Behandlungen, Medikamente, Organisationsstrukturen und Versorgungsketten zu bewerten, um so den Behörden Grundlagen für gesundheitspolitische Entscheide zu schaffen, die bei der Bevölkerung Akzeptanz finden. Bewertungssysteme für Gesundheitsleistungen wie HTA können wichtige Informationen zur relativen Effizienz von therapeutischen Alternativen bieten und sind damit eine nützliche Entscheidungshilfe.
Die Stärkung von Health Technology Assessments war eine der in der Strategie Gesundheit 2020 festgelegten gesundheitspolitischen Prioritäten des Bundesrates. In diesem Zusammenhang hat der Bund ein HTA-Programm zur Re-Evaluation von bereits von der obligatorischen Krankenpflegeversicherung vergüteten Leistungen lanciert, das in den kommenden Jahren schrittweise auf- und ausgebaut wird. In diesem Kontext ermöglicht HTA eine transparente und evidenzbasierte Entscheidungsfindung, um nicht wirksame und nicht effiziente Leistungen zu reduzieren, die Qualität des Gesundheitswesens zu erhöhen und die Kosten zu verringern.
Hohe Anforderungen an HTA
Der Aufbau von Kosten-Nutzen-Bewertungen, wie sie HTA beinhalten, stellt hohe Anforderungen. Sie sind kostenintensiv und benötigen deshalb einen klaren Fokus. Es sollten vermehrt ganze Behandlungspfade und Organisationsstrukturen und nicht nur einzelne Interventionen Gegenstand von HTA sein. Ferner muss eine Bewertung von Gesundheitsleistungen auf fundierten, wissenschaftlichen Methoden basieren und transparent, zeitgerecht, ausgewogen und fair eingesetzt werden. Nicht abgestimmte Aktivitäten können zu Doppelspurigkeiten und unnötiger Bürokratie führen. Um die knappen Mittel deshalb möglichst effizient einzusetzen, ist es wichtig, Überschneidungen zu vermeiden.