Die Zukunft der Medizin ist individuell. Das wurde bei den 20. Trendtagen Gesundheit Luzern im Kultur- und Kongresszentrum deutlich. Massgeschneiderte Therapien sind längst keine Vision mehr – sie verändern bereits heute die Behandlung schwerer Krankheiten.
«Wir bewegen uns vom Baukastenprinzip zur Entwicklung massgeschneiderter Medikamente – nicht mehr für bestimmte Tumoren, sondern ‘personalisiert’ für einzelne Patienten», erläuterte Dr. Mark Schmid, Globaler Leiter Precision Medicine New Products bei MSD (Merck Sharp Dohme AG), anlässlich des Podiumsgesprächs ‘Prädiktion in der Pharmaforschung: Zeitalter der personalisierten Medizin?’
Für Schmid ging es dabei nicht nur um technologische Entwicklungen, sondern um tiefgreifende Veränderungen in der Gesundheitsprävention. «Mit einer Impfung können wir heute beispielsweise Menschen vor HPV-bedingten Krebserkrankungen schützen», sagte er.
Während die prädiktiven Ansätze Risiken für spezifische Krankheiten identifizieren, nutzt die personalisierte Medizin diese Informationen, um massgeschneiderte Behandlungspläne zu entwickeln. Das bedeutet, dass Patientinnen und Patienten basierend auf ihren genetischen Profilen, Biomarkern und anderen persönlichen Gesundheitsdaten, gezielt behandelt werden können. So wird sichergestellt, dass Therapien effektiver sind und Nebenwirkungen minimiert werden, da die Behandlung auf die spezifischen Merkmale der einzelnen Patientin, bzw. des einzelnen Patienten abgestimmt ist
«Biomarker sind Faktoren, die einen nicht sichtbaren und unzugänglichen Prozess im Körper möglichst zuverlässig anzeigen», erklärte Ulrich Bahnsen, ehemaliger Molekularbiologe und wissenschaftlicher Redaktor bei DIE ZEIT, in seinem Input-Referat. Dazu zählen genetische Varianten, Proteine oder Stoffwechselprodukte, die diagnostisch, prognostisch oder therapeutisch genutzt werden. Ein Beispiel ist die PD1-Expression bei Tumorzellen, die Hinweise auf das Ansprechen auf eine Immuntherapie liefert. Trotz ihres Potenzials mahnte Bahnsen, dass man Biomarkern nicht blind vertrauen dürfe und stets ihre Limitationen im Blick behalten müsse.
Dr. Davide Cavanna, Therapeutic Area Lead GI/GU, AstraZeneca Schweiz, bezeichnete Biomarker als Schlüsselelement einer neuen Sichtweise auf Krebs: «Sie ermöglichen es uns, Krebs nicht länger nur als Todesurteil zu sehen, sondern als eine behandelbare, langfristig vielleicht sogar heilbare Erkrankung.»
Besonders bei Tumorerkrankungen, wie Lungenkrebs, kann laut Nina Reichert, Medical Director bei Amgen Schweiz, wertvolle Zeit zwischen Symptombeginn und Behandlungsstart gewonnen werden. «Moderne Diagnostik mit Biomarkern und Bildgebung ermöglicht eine gezielte Therapie. Diese kann ihr volles Potenzial aber nur entfalten, wenn Patientinnen und Patienten schnell und ohne bürokratische Hürden Zugang zu ihr erhalten.»
Die Diskussion zeigte deutlich: Prädiktive Medizin auf Basis von Biomarkern ist bereits Realität – doch ihr Erfolg hängt nicht nur von der Forschung ab, sondern auch von Umsetzung, Regulierung und gerechtem Zugang. Die Medizin der Zukunft ist individuell – doch sie muss für alle verfügbar sein.
Weitere Informationen:
Quelle: Podiumsdiskussion «Prädiktion in der Pharmaforschung: Zeitalter der personalisierten Medizin?», 27. März 2025, anlässlich den Trendtagen Gesundheit Luzern (TGL), Kultur- und Kongresszentrum (KKL), Luzern.
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